Viele Kinder machen sich Gedanken über die Umwelt. Gelungene Klimakommunikation hilft dabei, Fragen einzuordnen und die Grundlagen für eine klimafreundliche Haltung zu legen. Wie das funktionieren kann, erläutert Naturschutzökologin Veronika Rivera.

Viele Kinder machen sich Gedanken um die Umwelt und das Klima. Für Gespräche über dieses Thema haben Sie den Begriff Klimakommunikation geprägt. Was genau ist darunter zu verstehen?

Klimakommunikation heißt für mich nicht: Man bittet die Kinder zu Tisch, setzt eine ernste Miene auf und erklärt, dass die Welt untergeht! Klimakommunikation bedeutet vielmehr,

  • vom Kleinstkindalter an eine umweltbewusste und klimafreundliche Haltung vorzuleben.
  • Naturverbindung zu ermöglichen und
  • eine ehrliche Gesprächskultur pflegen, die auf die Fragen der Kinder ausgerichtet ist und sensibel auf sie und ihre Gefühlswelt eingeht.

Klimakommunikation raubt Kindern nicht die unbeschwerte Kindheit, sondern ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt in der Vermittlung von Normen und Werten.

Ab wann kann ich beginnen, mich mit meinem Kind über das Klima zu unterhalten?

Schon ab dem Kleinkindalter sollten wir den Kindern vorleben, wie wir uns umwelt- und klimafreundlich verhalten. In meinen Augen ist Klimakommunikation eine Haltung, die wir einnehmen. Unsere Handlungen können wir auch schon für kleine Kinder mit Worten begleiten: „Wir laufen zu Fuß in die Kita, weil das Auto die Luft verschmutzt“.

Wie gehe ich dabei möglichst altersgerecht vor – vor allem auch, um Mut zu machen und Angst zu nehmen?

Für die Kommunikation können wir auf unsere Kinder achten. Um am besten einzuschätzen, ab wann über welche Aspekte zum Thema Klima gesprochen wird, sollten die Eltern und Bezugspersonen neben dem Alter vor allem den Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen. Denn während ein vierjähriges Kind ganz versunken in seinen Spielwelten ist, hat ein anderes hunderte Fragen über den Zustand der Welt. Kinder stellen die Fragen, für deren (kindgerechte) Antworten sie auch bereit sind.

  • Oftmals reicht es, genau diese Fragen zu beantworten.
  • Wir Eltern dürfen lernen, dass wir nicht zu einem kompletten Rundumschlag ausholen, der alle Ursachen und Folgen der Klimakrise erklärt – sondern eben nur den Aspekt, für den sich das Kind gerade interessiert.
  • Dabei sollten wir darauf achten, lösungsorientiert zu kommunizieren, und uns nicht auf beängstigende Auswirkungen und Prognosen konzentrieren.

Generell gilt: Mehr über Zukunftsvision sprechen und gemeinsam überlegen – Wie sieht unsere Vision einer gerechten, sozialen und ökologischen Zukunft überhaupt aus? Wo wollen wir denn hin? Das ist ein Aspekt, den auch viele Erwachsene vergessen.

Veronika Rivera ist Naturschutzökologin und Expertin für Klimakommunikation
Veronika Rivera ist Naturschutzökologin und verrät Tipps, wie Eltern mit ihren Kindern über Klima und Umweltschutz sprechen können.

Wie gut sollte ich mich denn als Bezugsperson selbst mit der Klimakrise auskennen und wo kann ich mich am besten informieren?

Kein Mensch weiß alles, kein Mensch kann alles wissen! Es ist völlig in Ordnung, wenn man eine Frage des Kindes nicht beantworten kann. Das ist sogar etwas sehr Wertvolles. Wir können dann ruhig sagen: „Du möchtest wissen, warum das so ist? Das ist eine sehr gute Frage. Die ist sogar so gut, dass ich sie nicht beantworten kann. Komm, wir suchen gemeinsam nach einer Antwort.“ Und dann können wir bei der Suche nach der Antwort dem Kind zeigen, wie sie selbst nach Informationen suchen können.

  • Dafür gibt es kindgerechte Suchmaschinen oder eine sechsteilige Reihe von der Sendung mit der Maus über das Thema Klima.
  • Auch örtliche Büchereien sind ein toller Ort, um themenspezifisch Lesenachschub zu besorgen.
  • Für Erwachsene ist im letzten Jahr viel gute Literatur auf den Buchmarkt gekommen. Von Sara Schurmann klärt das Buch „Klartext Klima! Zusammenhänge verstehen, loslegen und effektiv handeln!“ kurz und unterhaltsam über die wichtigsten Fakten auf, während „Klimagefühle“ von Lea Dohm und Mareike Schulze helfen kann, die Emotionen einordnen.

Schließlich müssen wir Eltern der Fels in der Brandung sein, wenn unsere Kinder Angst haben – und brauchen Strategien, um nicht selbst weggespült zu werden!

Was sollte Klimakommunikation idealerweise bewirken – beim Kind und bei mir?

Kommunikation ist ein wichtiges Tool, damit Kinder ihre Gefühlswelt einordnen können:

  • Wenn sich ein Elternteil oder beide mit der Klimakrise beschäftigen und mit Klimaemotionen wie Angst, Wut oder Trauer zu tun haben, nehmen Kinder das wie feine Seismografen auf.
  • Schweben diese Emotionen unausgesprochen im Raum, können die Kinder sie nicht einordnen und beziehen sie auf sich selbst.
  • Im schlimmsten Fall fühlen sie sich schuldig für unsere Gefühle.

Es ist also wichtig, dass wir unseren Kindern sagen, wenn uns etwas beschäftigt und das es nichts mit ihnen zu tun hat. Wir müssen nicht ins Detail gehen, warum uns beispielsweise die Folgen der Klimakrise betroffen machen. Es geht darum, die eigenen Stimmungen transparent zu machen und das Kind dabei ein Stück weit mitzunehmen.

Klimakommunikation sorgt also idealerweise dafür, in unseren Handlungen Vorbild für die Kinder zu sein und gleichzeitig das Gefühlskuddelmuddel für sie zu entwirren.

Haben Sie Tipps für Bücher oder andere Lektüre, die ich gemeinsam mit meinem Kind lesen oder anschauen kann?

Es gibt viele Neuerscheinungen zu dem Thema, da lohnt sich ein Blick in den Buchhandel:

Die Naturschutzökologin und freie Journalistin Veronika Rivera hat einen Leitfaden über Klimakommunikation mit Kindern geschrieben. Auf ihrem Instagram Kanal @vero.nika.rivera gibt sie klimabewegten Eltern und Bezugspersonen ein Wohnzimmer.

Fotos: Veronika Rivera und Pexels / Allan Mas

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