Nach neuesten Zahlen der Bertelsmann Stiftung sind knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Damit ist die Quote der Kinderarmut weiter gestiegen.

Es sind keine schönen Ergebnisse: Mehr als jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene gelten in Deutschland als armutsgefährdet. Alleinerziehende sowie Familien mit drei und mehr Kindern sind besonders betroffen. “Wer als junger Mensch in Armut aufwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham und hat zugleich deutlich schlechtere Zukunftsaussichten. Das ist sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Gesellschaft als Ganzes untragbar”, sagt Anette Stein, Director Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann Stiftung, die die Zahlen zusammengestellt hat.

Kinderarmut im Osten Deutschlands höher als im Westen

Besonders deutlich wird die Situation, wenn man sich die Daten zu Kindern und Jugendlichen anschaut, die staatliche Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II erhalten:

  • Im Sommer 2022 lebten rund 1,9 Millionen junge Menschen unter 18 Jahren in Haushalten, die Sozialleistungen beziehen.
  • In Westdeutschland lag die Quote bei 13,4 Prozent und in Ostdeutschland bei 16 Prozent.
  • Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Kommunen: So bezogen im bayerischen Roth 3 Prozent aller Kinder und Jugendlichen SGB II. In Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen waren es dagegen 42 Prozent.
  • Die Zahl der Kinder in SGB II-Haushalten ist erstmals seit fünf Jahren deutlich gestiegen. Das erklären die Forschenden vor allem durch die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendliche.
  • Mit 86 Prozent haben Kinder in Mehrkindfamilien mit einem alleinerziehenden Elternteil das größte Armutsrisiko.

Negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung

Eindrucksvoll haben die Experten Fakten zusammengetragen, wie Kinderarmut die Teilhabe und Entwicklung der Betroffenen begrenzt:

  • Es gibt erhebliche gesundheitliche Nachteile. Finanziell gut situierte Familien geben zehn Mal mehr Geld für Gesundheit – zum Beispiel Medikamente oder therapuetische Angebote – aus als Eltern aus dem einkommensschwächsten Zehntel der Familien.
  • Sie haben zuhause seltener einen Rückzugsort oder ruhigen Ort zum Lernen.
  • In ihren Familien fehlt deutlich öfter ein Computer mit Internet, sodass ihre digitale Teilhabe eingeschränkt ist.
  • Sie sind seltener in einem Verein aktiv.
  • Oft können sie nicht mit auf Klassenfahrt fahren.
  • Viele Kinder fühlen sich in ihren Möglichkeiten eingeschränkt und isoliert. Zum Beispiel laden sie seltener Freunde zu sich nach Hause ein und gehen seltener zu Geburtstagen, weil sie das Geschenk nicht bezahlen können.

Expertenforderungen, um Kinderarmut zu bekämpfen

Die Experten der Bertelsmann-Stiftung fordern Maßnahmen gegen Kinderarmut. Die angekündigte Kindergrundsicherung bewerten sie positiv, solange sich dieses Instrument an dem tatsächlichen Bedarf der Kinder orientiert. Ihrer Ansicht nach hilft es jedoch nicht, das Kindergeld zu erhöhen. Anette Stein: „Eine Erhöhung des Kindergeldes ist teuer, vermeidet aber keine Armut, denn es kommt
bei Familien im SGBII-Bezug nicht an. Die Kindergrundsicherung muss die Verteilung mit der
Gießkanne beenden und gezielt denjenigen helfen, die besonders darauf angewiesen sind.“

Foto: Pexels / Cottonro

Quelle: Bertelsmann-Stiftung

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