Manche Frauen haben während der Schwangerschaft ganz besonders viel Lust. Die Gebährmutter ist stark durchblutet. Das kann die Empfindung wunderbar steigern. Manche Frauen haben während der Schwangerschaft gar keine Lust. Woran liegt das? Und: Was ist erlaubt während der Schwangerschaft? Kann ich meinem Kind schaden? Welche Stellungen dürfen wir? Welche lieber nicht? Wir haben uns mit der Frauenärztin Dr. med. Kirsten Babilas unterhalten:

Ist Sex während der Schwangerschaft generell erlaubt? Wie verhält es sich mit den ersten Monaten, während denen man womöglich Angst hat, das Kind zu verlieren? Wie verhält es sich kurz vor der Geburt? Könnte Sex Wehen auslösen?

Sex in der Schwangerschaft ist zu jedem Zeitpunkt erlaubt, solange die Schwangerschaft komplikationslos verläuft. Die Sorge vieler Paare durch Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft eine Fehl- oder Frühgeburt auslösen zu können, ist in der Regel unbegründet. Allerdings gibt es Situationen in denen die Gynäkologin/ der Gynäkologe zur Enthaltsamkeit raten muss.

Durch Sex können keine Wehen ausgelöst werden, da der Prostaglandin-Anteil im Sperma zu gering ist. Allerdings können zum Ende der Schwangerschaft die Prostaglandine im Sperma zur sog. Reifung des Muttermundes beitragen. D.h. sie machen das Gewebe des Muttermundes weicher und dehnbarer.


Dr. med. Kirsten Babilas
Mutter dreier Kinder, studierte Psychologie an der Katholischen Universität zu Leuven, Belgien, sowie Humanmedizin an der RWTH Aachen sowie an der Tulane University, New Orleans, USA.

Sie promovierte an der Klinik für Kinderkardiologie der RWTH Aachen. Nach ihrer Facharztausbildung an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik St. Hedwig, sowie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Caritas Krankenhaus St. Josef, erlangte Frau Dr. Babilas 2009 die Anerkennung als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Seit 2013 ist sie als niedergelassene Frauenärztin in Regensburg tätig und eröffnete 2017 ihre eigene gynäkolgische und geburtshilfliche Privatpraxis.


Sex während der Schwangerschaft kann besonders intensiv sein. Manche Frauen schwärmen, dass sie während der Schwangerschaft besonders guten Sex haben bzw. den Sex und Orgasmus besonders intensiv genießen können. Woran liegt das?

Manche Frauen erleben Sex während der Schwangerschaft tatsächlich intensiver. Das liegt daran, dass die Gebärmutter und die Genitalien stärker durchblutet sind, wodurch das Lustempfinden gesteigert werden kann. Spätestens im 2. Schwangerschaftsdrittel beginnt für die meisten Schwangeren die lustbetontere Zeit: Der Körper hat sich an die Umstellung gewöhnt, die Haut strahlt rosig, die Brüste sind voller und es geht den Schwangeren meistens rundum gut. Zudem steigert die Zunahme der weiblichen Rundungen bei vielen werdenden Vätern das Verlangen.

Manche Frauen haben während der Schwangerschaft keine große Lust auf Sex. Woran könnte das liegen?

Gerade zu Beginn der Schwangerschaft haben viele Frauen wenig Lust auf Sex: Übelkeit und Abgeschlagenheit machen ihnen zu schaffen, hinzu kommt die Berührungsempfindlichkeit der Brüste. Angst und Sorge vor den Herausforderungen der neuen Mutter-Rolle belasten die Schwangere und können zusätzlich das Lustempfinden senken.

Gibt es Stellungen, die man vermeiden sollte?

Grundsätzlich ist erlaubt, was angenehm ist. Je größer jedoch der Bauch wird, umso unangenehmer ist es für die Frau beim Geschlechtsverkehr unten zu liegen. Jedes Paar muss für sich herausfinden, was ihr und ihm gefällt. Dabei sollten beide offen für Neues sein, um Möglichkeiten zu finden, die beide Partner beglücken und zufrieden stellen.

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Bekommt das Baby vom Sex etwas mit?

Das Baby wächst in der Gebärmutter geschützt in einer flüssigkeitsgefüllten Blase (Fruchtblase) heran, in der es durch sexuelle Bewegungen weder berührt noch geschädigt werden kann.

Ob das Baby die Erschütterungen des Geschlechtsverkehrs oder das Pulsieren der Gebärmutter beim Höhepunkt verspürt, lässt sich schwer sagen, aber bei einer unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft wird das Baby hierdurch nicht beeinträchtigt.

Wann sollte eine Schwangere auf Sex verzichten?

Treten Probleme wie Blutungen, ein verkürzter Gebärmutterhals, der Verlust von Fruchtwasser oder ein nicht fest verschlossener Muttermund auf, wird die Gynäkologin/ der Gynäkologe entscheiden, ob die Schwangere weiterhin Geschlechtsverkehr haben darf. Hat der Partner sich mit einer Geschlechtskrankheit infiziert, muss bis zur sicheren Ausheilung auf Sex verzichtet werden.

Manche Frauen verspüren während der Schwangerschaft mehr Lust

Wann darf eine junge Mutter nach der Geburt wieder Sex haben?

Nach der Geburt dauert es etwa sechs Wochen, bis der Wochenfluss versiegt ist und etwaige Geburtsverletzungen verheilt sind. Es wird empfohlen diesen Zeitpunkt abzuwarten, jedoch bestimmt letztendlich jedes Paar für sich, wann es wieder sexuell aktiv werden möchte.

Wie steht es mit der Lust? Viele junge Mütter haben nach der Geburt nicht wirklich Bock auf Sex? Warum? Wie lange hält dieser Zustand an?

Viele Frauen sind von der Geburt erschöpft und müssen sich erst mal an die neue Rolle als Mutter gewöhnen. Hinzu kommen Schmerzen durch eventuell vorhandene Geburtsverletzungen (z.B. Dammschnitte, Dammrisse) sowie Schlafmangel.

Zudem fühlen sich viele Mütter in der ersten Zeit nach der Geburt in ihrem Körper noch etwas unwohl und unattraktiv. Auch ist für manche Frauen das zeitlich intensive und sehr innige Zusammensein mit dem Baby bereits Körperkontakt genug.

In dieser Phase ist es wichtig, dass das Paar über seine Gefühle und Bedürfnisse offen redet. Wer in dieser Zeit bewusst die Partnerschaft und nicht die Sexualität in den Vordergrund stellt, ist auf dem richtigen Weg zurück zu einem erfüllten Sexualleben.

Wie kann eine junge Mutter ihrem Partner schonend beibringen, dass sie während oder nach einer Schwangerschaft nicht wirklich Lust auf Sex hat?

Um den Partner nicht zu verunsichern und um zu verhindern, dass sich ggfs. sogar eine Konkurrenz zwischen Vater und Baby entwickelt, sind offene Gespräche über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse sowie der liebevolle Austausch von Zärtlichkeiten sehr wichtig. So kann die Freude über den Familiennachwuchs von beiden Partnern gleichermaßen geteilt und der Weg zurück zu einem erfüllten Sexualleben geebnet werden.



Wenn eine Mutter stillt… muss sie dann nicht verhüten?

Stillen ist keine sichere Verhütungsmethode! Beim Stillen wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das für die Milchproduktion und für den Milchfluss verantwortlich ist. Der erhöhte Prolaktinspiegel verhindert in vielen Fällen das Einsetzen eines Eisprunges sowie eines Menstruationszyklus. Wenn eine Frau also „voll“ stillt, d.h. mindestens sechsmal pro Tag, nicht zufüttert und noch keine Monatsblutung hat, ist von einem hohen Empfängnisschutz auszugehen. Wenn eine Stillende aber sicher gehen möchte, nicht gleich wieder schwanger zu werden, sollte sie zusätzlich verhüten. Allerdings muss sie auf östrogenhaltige Verhütungsmittel verzichten, da Östrogene die Milchbildung stören können und zusätzlich in die Muttermilch gelangen können. Zur Verhütung kommen demnach neben Barrieremethoden (Kondom, Diaphragma) reine Gestagenpillen (Minipille), Hormonimplantate (Verhütungsstäbchen), die Dreimonatsspritze sowie gestagen- oder kupferhaltige Spiralen in Frage. Letztere sollten allerdings erst nach vollständiger Rückbildung der Gebärmutter eingesetzt werden.

Ab wann wäre eine junge Mutter wieder fruchtbar?

Ab wann Frauen nach einer Geburt erneut schwanger werden können, ist in erster Linie davon abhängig, ob das Baby gestillt wird oder nicht. Bei nicht stillenden Müttern kann der Eisprung bereits kurz nach dem Ende des Wochenflusses und somit bereits sechs bis acht Wochen nach der Entbindung wieder einsetzen.

Liebe Frau Dr. Babilas, tausend Dank für das spannende Gespräch!
Maria Burges

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