Foto: KJF, Carolin Jacklin

Eltern & ihre pubertierenden Kinder

Kommen Kinder in die Pubertät, beginnt für die Eltern eine herausfordernde Zeit. Viele Mütter und Väter sind verzweifelt, wenn sie nicht mehr an ihre Schützlinge herankommen, die sich ihrerseits unverstanden fühlen und sich zurückziehen. Nicht selten kommt es zu heftigen Konflikten und lautstarken Gefühlsausbrüchen. Gerade während der Sommerferien, wo Familien oft mehr Zeit miteinander verbringen als in anderen Monaten, drohen Konflikte. Doch es gibt ein paar Grundsätze, die Eltern in dieser Situation beachten können, wie Joachim Marin, Erziehungsberater bei der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Augsburg, weiß.

Eltern sollten sich bewusst sein, dass Konflikte während der Pubertät als Teil des Erwachsenwerdens  normal sind. „Das Selbstbild der Jugendlichen unterliegt in dieser Zeit großen Schwankungen“, erläutert Marin. Bereits kleine Erschütterungen reichen, um die noch zarte Selbstsicherheit aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Wird das Selbstwertgefühl gefährdet, beispielsweise durch eine Frage, die als Kritik aufgefasst wird, können viele Jugendliche nicht mehr sachlich reagieren“, so der Erziehungsexperte. Sie werden emotional.

Als hätten die Pubertierenden Stacheln wie ein Kaktus

Es sei, als hätten sich die Jugendlichen Stacheln wie ein Kaktus zugelegt, um sich zu schützen und abzugrenzen. „Und genau wie bei einem Kaktus dürfen und müssen Eltern sich selber schützen, erklärt Marin. Das heißt, Eltern dürfen sich nicht angegriffen fühlen und sollen das Verhalten nicht persönlich nehmen. Zudem gilt es, das Positive zu verstärken und das Negative abzuschwächen. „Wie ein noch so stacheliger Kaktus eine Blüte entwickelt, so haben auch pubertierende Jugendliche Stärken und Fähigkeiten, die man fördern kann“, so Marin.

Abgrenzung und Rückzug ist bis zu einem gewissen Maß in Ordnung. „Die Jugendlichen sind auf der Suche nach sich selbst und damit erfahren auch die von den Eltern gelebten Werte eine Überprüfung durch die Jugendlichen“, weiß der Erziehungsberater. Vor allem Jungs ziehen sich oft stärker zurück als Mädchen, die eher die Konfrontation suchen. Eltern sollten sich in dieser herausfordernden Phase bewusst werden, dass die Rolle des Erziehers nun zunehmend zu der eines wertvollen Ansprechpartners wird. Wenn das gelingt, können Eltern durchaus zufrieden sein.

Fünf Tipps für Eltern im Umgang mit pubertierenden Jugendlichen:

  1. Signalisieren Sie stets Interesse an Ihrem Kind. Machen Sie deutlich, dass Ihnen die Meinung Ihres Nachwuchses wichtig ist und Sie diese respektieren, auch wenn Sie sie nicht unbedingt teilen.
  2. Schaffen Sie ein gutes Beziehungs- und Gesprächsklima. Sagen Sie nicht, „Du sollst…“ oder „Du musst…“, sondern benutzen Sie Formulierungen wie „ich finde, dass…“ oder „ich würde mir wünschen, dass…“.
  3. Nehmen Sie Angriffe, auch heftige verbale Attacken, nicht persönlich. Wenn Sie die Beherrschung zu verlieren drohen, brechen Sie ein Streitgespräch lieber ab. Das ist besser, als sich auf einen verletzenden Stil einzulassen.
  4. Respektieren Sie die Ansichten und Probleme der Jugendlichen, etwa den Pickel auf der Nase vor dem ersten Date. Überheblichkeit oder Ironie der Eltern ist in solchen Situationen der sicherste Weg, um Kinder resignieren und verstummen zu lassen.
  5. Signalisieren Sie ihrem Kind: „Ich halte dich grundsätzlich für einen wertvollen und liebenswerten Menschen, auch wenn ich einzelne deiner Verhaltensweisen kritisiere.“

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