Foto: Maciej Cieslak

Fischstäbchen sind schnell zubereitet und gehen immer. Die meisten Kinder lieben sie. Doch kann man Fischstäbchen guten Gewissens genießen? Öko-Test hat Fischstäbchen unter die Lupe genommen – und das Ergebnis ist nicht immer toll.

Woher stammt der Fisch, der in den Fischstäbchen verarbeitet wird? Zerstören die Fangmethoden den Meeresgrund? Wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus? Öko-Test hat 20 Fischstäbchenmarken im Labor testen lassen.

Das Ergebnis:

Sieben Fischstäbchen im Test können wir mit Bestnote empfehlen. Die Produkte enthalten keine bedenklichen Schadstoffe, der verarbeitete Fisch wird nachhaltig gefangen, und die Lieferkette ist transparent.

Gleichzeitig gibt es aber auch etliche Fischstäbchen, die mit problematischen Fettschadstoffen belastet sind. “Einige Anbieter haben uns zudem ihre Lieferketten nicht ausreichend belegt, und wir kritisieren eine schädliche Fangmethode. Aus Gründen wie diesen schneidet eine Marke im Test mittelmäßig ab, vier Fischstäbchen fallen mit “mangelhaft” oder “ungenügend” durch.”, so Öko-Test.

Erhöhte Gehalte an Fettschadstoffen in Fischstäbchen   

Erfreulich ist, dass alle Fischstäbchen im Test frei von Mineralölbestandteilen sind – sie findet Öko-Test ansonsten sehr häufig in Lebensmitteltests. Auch gefährliche Keimbelastungen mit Listerien hat das Labor nicht festgestellt.

In fünf Produkten hat das beauftragte Labor jedoch “erhöhte” Gehalte des Fettschadstoffs 3-MCPD nachgewiesen. In zwei Fischstäbchenmarken war 3-MCPD sogar “stark erhöht”. Das Problem: 3-MCPD und seine Ester haben im Tierversuch insbesondere zu Schäden an den Nieren geführt.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine maximale Aufnahmemenge pro Tag festgelegt. 30 Kilogramm schwere Kinder nehmen demnach schon mehr auf, wenn sie fünf Fischstäbchen der beiden Marken essen, deren Fettschadstoffgehalt wir als “stark erhöht” bewerten. 

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat angeraten, die Gehalte an Fettschadstoffen in Lebensmitteln, die wie Fischstäbchen oft von Kindern gegessen werden, zu senken, weil ein erhöhtes gesundheitliches Risiko durch die permanente Aufnahme möglich sei.

Fischstäbchen einer Bio-Marke fallen durch

“Enttäuscht sind wir vor allem von einem Bio-Produkt im Test. Grundlage der Fischstäbchen dieser Bio-Marke ist Seelachs aus der Nordsee”, so Öko-Test. Nach den vom Anbieter vorgelegten Unterlagen ist dieser mit Grundschleppnetzen gefangen worden – aus wissenschaftlicher Sicht eine hochproblematische Fangmethode. Forscher und Umweltschützer fordern seit Jahren ein Verbot.

Meeresbiologe Dr. Rainer Froese vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel erläutert: “Die vielfältigen Lebensgemeinschaften am Meeresboden werden mit schwerem Gerät in Schlammwüsten verwandelt und bis zu 20-mal pro Jahr durchgepflügt. Die Produktivität des ganzen Systems nimmt um etwa die Hälfte ab, Futterorganismen und Kleinfische können sich nicht entwickeln.”

Kritik an Fischfang mit Grundschleppnetzen 

Laut des Anbieters dieses Produktes sind die eingesetzten Grundschleppnetze mit 1,3 statt der üblichen 4 Tonnen Gewicht immerhin relativ leicht. Zudem würden immer wieder die gleichen “Korridore” befischt, um die Zerstörung von Kaltwasserkorallen zu vermeiden. Eine Grundschleppnetzfischerei “light” also – zu einer schonenden Fangmethode wird sie dadurch aber nicht. 

Ohne Grundschleppnetzfischerei würden die Meere anders aussehen. Wie, das sei beispielsweise im Öresund zwischen Dänemark und Schweden zu beobachten, sagt Froese. “Wegen hohem Schiffsverkehr sind dort Grundschleppnetze verboten. Es gibt dort Algenwälder mit hoher Artenvielfalt und richtig großen Fischen.”

Die Nachhaltigkeitsergebnisse für die übrigen Fischstäbchen im Test fallen deutlich besser aus. Die zum Großteil eingesetzten pelagischen (“schwebenden”) Schleppnetze schleifen in der Regel nicht auf dem Meeresboden entlang wie Grundschleppnetze. Das Fischen mit mechanischen Handleinen und Reusen gilt als besonders schonend, und der Meeresboden wird nicht berührt.

Beim Fangen setzen die meisten Fischstäbchenproduzenten auf Fische aus gesunden, großen Beständen – etwa Alaska-Seelachs aus dem Nordpazifik. Alle Alaska-Seelachse im Test sind MSC-zertifziert. Sie stammen aus Beständen, die derzeit in Ordnung sind. Dabei gehören die Alaska-Seelachsfischereien zu den größten der Welt. Im Rahmen einer einzigen Fangreise fangen sie Hunderte Tonnen Fisch. Auf riesigen Fabrikschiffen verarbeiten Arbeiter den Fisch und frieren ihn ein.

Grünes Licht ergeben die Bestandsschätzungen des ICES auch für den vor der Küste Islands gefangenen Seelachs und den Wildlachs aus dem Nordwestpazifik.

Verantwortungsvolle Verbraucher wollen wissen, wie der Fisch für die Fischstäbchen gefangen wurde und woher er genau stammt. Ärgerlich ist, dass die Angabe zum Fanggerät auf etlichen Packungen fehlte – oder sie war ungenau. Einige Anbieter liefern weiterführende Informationen immerhin per Fischauskunft online.

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